Damit unsere Drachen fliegen brauchen wir natürlich eine Schnur. Damals als Kind auf dem Stoppelfeld mit den ersten selbstgebauten Sechseck Drachen hat es meist eine Rolle Paket Schnur getan. Bei den käuflichen Drachen ist meist eine Drachenschnur enthalten. Diese landet aber bald in der Mülltonne da sie total verknotet ist.

Wer seinen Drachen pflegt und ihn länger behält oder selber welche baut, will dann früher oder später auch eine passende Leine haben. Was passt ist für den Einsteiger oft schwer zu bestimmen. Es gibt mehrere Faktoren zu beachten um das richtige Produkt auszuwählen. Zuerst muss man die nötige Bruchlast bestimmen. Diese wird üblicherweise in daN (DekaNewton) angegeben und kann als Richtwert 1 zu 1 in kg übersetzt werden. Um die nötige Stärke auswählen zu können nimmt man die geschätzte Zugkraft des Drachen in kg *5. Das ergibt einen recht groben Richtwert, der je nach Material und Einsatzzweck variieren kann. Spätestens wenn man Windspiele in die Leine hängen will fängt das große rechnen an. Wer gar nicht weiter weiß lässt sich am besten im Fachgeschäft beraten und kauft dann natürlich auch vor Ort.

Materialien

Als Material für unser Hobby kommen Leine aus Dakron (Polyester), Dyneema und Kevlar zum Einsatz. Jedes Material hat andere Eigenschaften und Einsatzgebiete.

  • Dacron ist ein Markenname für ein bestimmtes Polyester. Diese Leinen sind recht Preiswert und als geflochtene Schnur in Bruchlasten von 10-500kg im Drachengeschäft auf Spulen von 100-300m erhältlich. Die Leine hat meist eine deutlich Dehnung unter Last, was bei größeren Drachen ruckdämpfend ist und das Material schont.  Der Schmelzpunkt liegt bei ca 250°
  • Dyneema ist der Markenname einer Faser auf Basis von Polyethylen. Diese Faser erreichen bei geringen Gewicht eine sehr hohe Zugfestigkeit bei gleichzeitiger geringer Dehnung. Aufgrund dieser Eigenschaften wird Leine aus diesem Material bei Lenkdrachen eingesetzt aber auch bei Einleinern wird sie immer beliebter. Leider hat das Material einen geringen Schmelzpunkt von nur 150° und so sollte man Kontakt mit Dacron und Kevlar tunlichst vermeiden. Der Preis für diese Leinen liegt deutlich über dem von Dacron und diese Leinen sind nicht überall im Laden zu bekommen
  • Kevlar ist auch wieder ein Handelsnahme für eine Aramid Faser, die besonders gerne in Fern-Ost zum Einsatz kommt. Leicht und hohe Bruchlasten wie bei Dyneema aber zu einem sehr viel geringeren Preis.  Hier ist auch kaum Dehnung in der Faser zu erwarten. Auf der Drachenwiese ist sie bei gemeinsamen fliegen verpönt da die Leine erst bei 400° zerstört wird und alles andere wie Butter schneidet. Da heißt es: entweder fliegen alle Kevlar oder keiner.

Wo bekommt man nun seine Leine und was gibt es für Möglichkeiten? Früher sagte man oft ‘nimm einfach eine Angelschnur’ aber das wollen wir so nun wirklich nicht mehr. Diese Monofilen Schnüre taugen für unsere schönen Drachen kaum. Allerdings gibt es eine Ausnahme für Kampfdrachen, bei denen auch mal die Leine absichtlich abgeschnitten werden soll. Wer bei Angelschnüren trotzdem gerne stöbert sollte nach 8-fach geflochtenen Schnüren Ausschau halten. Diese eignen sich gut für Kinder- und Leichtwinddrachen. Bezugsquelle neben dem Internet ist das Fachgeschäft oder ein großer Baumarkt mit Angler-Abteilung.

Handel

Dacron Leinen bekommt man im Drachen Fachgeschäft von verschiedenen Herstellern. Jeder versucht seinen Produkten andere Eigenschaften zu geben. Weit verbreitet unter den Drachenfliegern sind hier die Produkte von Ockert mit der Marke Climax oder die Cyclone T2 von Lippmann. Dyneema Leinen für Einleiner findet man nicht ganz so leicht. Es gibt sie meist nur fertig konfektioniert für Lenkdrachenflieger in Längen, die für uns nicht interessant sind. Die Drachenflöhe aus Berlin bieten für Profis da passende Leinen an und man wird sicher auch im Internet fündig wenn man länger sucht. Kevlar Leinen bestellt man am besten gleich im Internet. Die sind relativ preiswert auf den großen Handelsplattformen zu finden und kommen in der Regel direkt aus Fern-Ost.

Metall-Drähte dürfen für Drachen nicht eingesetzt werden. Die Länge der Leine darf in Deutschland ohne Sondergenehmigung 100m nicht übersteigen.

Umgang und Pflege

All diese Materialien der modernen Leinen sind mehr oder weniger UV empfindlich. Deswegen sollten sie immer dunkel gelagert werden. Feuchtigkeit und Salz tut ihnen auf Dauer auch nicht gut und so altern Leinen, die oft am Strand benutzt werden, zusehends. Die Fasern werden spröde und die Bruchlast sinkt.

Leinen sollten möglichst nicht geknotet werden. Hochwertige Leinen ab einem gewissen Durchmesser spleißt man sorgfältig und vernäht dann diese Stellen manchmal zusätzlich. Jeder Knoten verringert die Bruchlast. Geeignete Nadeln zum Spleißen bekommt man im Drachenladen oder im Anglerbedarf als Ködernadel.

Ihr kennt das Problem mit den billigen mitgelieferten Leinen bei Kinderdrachen, die früher oder Später ein Knäuel bilden? Das liegt daran, das diese nicht geflochten sondern nur verdrillt sind. Zieht man diese Leine nun seitlich von ihrer Spule runter und rollt sie nicht ab dreht sich die Leine mit jeder Wicklung einmal um ihre Achse. Das führt zu zusätzlichen Drall und wenn die Spannung weg ist bildet sich besagtes Knäuel. Um das zu verhindern setzt man einen Wirbel ans Ende der Leine oder achtet beim auf- und abwickeln auf die richtige Richtung. So wickelt man eine Schnur auf ohne das sich Drall bildet: